– Lebens- und Todesspuren – Vortrag mit Diskussion Dr. Lorenz P. Johannsen Düren Mittwoch, 7. November 2012 Jüdische Gemeinde Aachen Guten Abend, meinen sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen. Besonders begrüßen möchte ich auch meine und die Kinder meiner Kollegen, die heute Abend mitgekommen sind. Dies ist eine Veranstaltung des Praxisnetzwerks für Kinder- und Jugendmedizin in der StädteRegion Aachen. Die Kinderärztin Dr. Antonie Spiegelberg war eine von uns! Sie wurde am 5. September 1902 in Aachen geboren (Professor Seidler nennt in seinem Buch Jüdische Kinderärzte 1933-1945 allerdings Hannover als Geburtsort) und wuchs hier auf. Studiert hat Dr. Antonie Spiegelberg in Bonn. 1927 hat sie promoviert und 1928 erhielt sie die Approbation als Ärztin. Im Jahr 1932 taucht ihr Name im Jahresbericht des Dr. von Haunerschen Kinderspitals in München auf, wo sie als Volontärassistentin beschäftigt war. Sie kehrte danach wieder in ihre Heimatstadt Aachen zurück, wo sie von 1934 bis 1939 in den Aachener Adressbüchern als wohnhaft in der Zollernstrasse 15 gemeldet ist. Im Reichsmedizinalkalender wird sie 1937 als Kinderärztin ohne Praxis aufgeführt. Nach 1939 verlieren sich alle Spuren und die Recherchen zu ihrem weiteren Verbleib blieben bisher ergebnislos. Das Schicksal der verfolgten Kolleginnen und Kollegen erforscht seit dem Beginn seines Ruhestands der ehemalige Chefarzt der Städtischen Kinderklinik Düren, Herr Dr. Lorenz Peter Johannsen. Sein erstes von inzwischen drei Büchern befasst sich mit dem Schicksal des Dürener Kinderarztes Dr. Karl Leven. 2006 erhielt Dr. Johannsen für sein erstes Buch den Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Die Auszeichnung in der Kategorie Einzelschicksale wurde verliehen vom Bundesministerium für Gesundheit, der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Der Preis wird gerade zum 4. Mal ausgelobt. Für viele von uns ist dies sicherlich der erste Besuch im Haus der Jüdischen Gemeinde Aachens. Ich freue mich besonders, dass die Jüdische Gemeinde sofort unserer Bitte, die Lesung in der Aachener Synagoge durchführen zu dürfen, entsprochen hat. Herr Rabbiner Bohrer hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns alle heute Abend in seinem Haus zu begrüßen und uns die Jüdische Gemeinde Aachen und die Synagoge vorzustellen. Zu diesem Thema ist ein fundierter und ausführlicher Artikel in der Aachener Zeitung erschienen, den Sie hier im PDF-Format nachlesen können.
19 bis 21 Uhr
Synagogenplatz 23 · 52062 AachenDie Begrüßungsrede von Herrn Dr. Frank Friedrichs
Am 9. und 10. November 1938 brannte in Aachen wie in vielen Orten Deutschlands das Gebetshaus der jüdischen Gemeinde. 1400 Synagogen, Betstuben und Versammlungsräume wurden in der vom nationalsozialistischen Regime organisierten Progromnacht ein Opfer der Flammen. Auch hier in Aachen wurden viele Geschäfte, die Besitzer jüdischen Glaubens hatten, zerstört und geplündert.
In dieser Zeit waren mehr als die Hälfte der Kinderärztinnen und Kinderärzte in Deutschland deutsche Staatsbürger jüdischer Abstammung!
Besonders danke ich Herrn Alexander Drehmann, aber auch den anderen Mitarbeitern der jüdischen Gemeinde für die gute gemeinsame Vorbereitung dieser Veranstaltung.Artikel in der Aachener Zeitung
