Migrantenkinder und ihre gesundheitlichen Probleme

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In Deutschland leben ca. 7,3 Millionen Ausländer mit ihren Kindern. Der Gesundheitszustand von Migrantenkindern ist deutlich schlechter als der von Kindern in Deutschland insgesamt. Eltern von Migrantenkindern nehmen seltener an Vorsorgeuntersuchungen teil. Gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt sind Migranten und ihre Kinder sozial benachteiligt durch höhere Erwerbslosigkeit, mangelnde Berufsausbildung und häufig fehlenden Schulabschluss. Die soziale Benachteiligung führt dazu, dass diese Kinder häufiger an psychosozialen Störungen leiden. Bei vielen anderen Gesundheitsstörungen, wie zum Beispiel dem Übergewicht, ist der Anteil der Kinder aus Migrantenfamilien deutlich höher. Es gibt aber auch angeborene Erkrankungen bei Migrantenkindern, wie Thalassämie oder Sichelzellanämie, mit deren Auftreten in der Praxis gerechnet werden muss. Schließlich ist es nicht nur das Sprachvermögen, das uns mitunter in der kinderärztlichen Sprechstunde einander nicht verstehen lässt. Migranteneltern haben oft ein aufgrund einer anderen kulturellen und religiösen Erziehung geprägtes Krankheitsverständnis, das unserem eher biologisch wissenschaftlichem Denken nicht entspricht.

Der Deutsche Ärztetag im Mai 2007 hat die Ärzteschaft aufgefordert, sozialmedizinische Aspekte in der ärztlichen Weiter- und Fortbildung stärker zu verankern. „Kinder- und Jugendärzte sollen auf die neue Morbidität reagieren und sich entsprechend fortbilden“. Die Aachener Kinderärzte in Stadt und Landkreis, die sich im Praxisnetzwerk für Kinder- und Jugendmedizin e.V. zusammengeschlossen haben, stellen sich dieser Forderung. Wir möchten uns bereits an dieser Stelle bei allen Beteiligten, besonders den Referentinnen und Referenten, der AOK Nordrhein/Hamburg, vertreten durch die Geschäftsstelle Aachen, den verschiedenen Initiativen, die sich in den Pausen im Foyer präsentierten werden und den beteiligten Pharmafirmen, die die Veranstaltung unterstützen, bedanken. Die Prävention von körperlichen und seelischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen soll in den Mittelpunkt gerückt werden. Da Migrantenkinder hier besondere Risiken aufweisen, muss es in unserem gemeinsamen Interessen liegen, uns enger und besser zu vernetzen. Die Aachener Kinderärzte wollen durch diese Fortbildung, die sicherlich am Anfang einer Reihe ähnlicher Aktivitäten stehen wird, und durch den Erfahrungsaustausch mit den Teilnehmern der Veranstaltung, eine Verbesserung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Aachen erreichen. Eingeladen ist jeder, der aufgrund seines beruflichen oder privaten Hintergrundes hierzu beitragen kann.

Dr. Frank Friedrichs
Dr. Michael Dreuw