Offener Brief der Aachener Kinder- und Jugendärzte an Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt
Sehr geehrte Frau Ministerin,
wir sind als niedergelassene Kinder- und Jugendärzte in Ihrer Heimatstadt tätig. Anlass für diesen Brief ist unsere ehrliche Sorge um den Fortbestand einer ausreichenden kinder- und jugendärztlichen Versorgung in Aachen und ganz Deutschland. In den vergangenen Jahren haben verschiedene Bundesregierungen es nicht vermocht, die immer offensichtlicheren Probleme unserer überalterten Sozialsysteme Rente, Pflege- und Krankenversicherung, usw. zu lösen. Weiterhin leben wir auf Kosten der nachwachsenden Generation! Dass Sie als verantwortliche Ministerin nun die Ärzte als Mitverursacher dieser Misere darstellen, empört uns zutiefst.
Tatsache ist, dass
- viele Kinder- und Jugendärzte in Aachen durch Arzneimittelregresse bedroht sind, die die angemessene und notwendige Versorgung akut und besonders chronisch erkrankter Patienten immer mehr einschränken (Arzneimittelbudgets!)
- viele Kinder- und Jugendärzte in Aachen Verordnungen von Ergotherapie, Krankengymnastik und Sprachtherapie in ärztlich nicht vertretbarem Maße einschränken müssen (Heilmittelbudgets!)
- alle Kinder- und Jugendärzte in Aachen ihren Patienteneltern inzwischen immer häufiger erklären müssen, dass sie als Eltern die notwendige medizinische Versorgung ihrer Kinder aus eigener Tasche bezahlen sollen (z.B. für Allergie- und Neurodermitismedikamente bei Kindern über 12 Jahren)
- alle Kinder- und Jugendärzte in Aachen zunehmend viele Patienten betreuen, ohne hierfür ein Honorar zu erhalten (Praxisbudgets!)
- alle Kinder- und Jugendärzte in Aachen unter einer Bürokratisierung unseres Praxisalltags leiden und hierfür nicht nur die kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen, sondern in erster Linie die Gesetze aus dem Bundesministerium, dem Sie vorstehen, verantwortlich sind.
Wir fordern Sie daher auf,
- stoppen Sie die Diskriminierung der Kinder- und Jugendärzte sowie aller Ärzte in Deutschland! Kinder- und Jugendärzte sind Fachärzte, die ihre Patienten hausärztlich versorgen!
- trennen Sie sich von Beratern, die eine „Hollandisierung“ unseres Gesundheitswesens betreiben, d.h. die fachärztliche Versorgung in Deutschland rationieren wollen, selber aber im Vorstand eines großen Gesundheits-privatisierungskonzerns sitzen!
- besuchen Sie uns in unseren kinder- und jugendmedizinischen Praxen in Aachen und machen Sie sich ein Bild davon, welche Auswirkungen Ihre Politik auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Aachen und Deutschland hat.
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Aachen
Dr. Klaus Reddemann
Praxisnetzwerk für Kinder- und Jugendmedizin Aachen
Dr. Frank Friedrichs